Der Dichter schließt, wie er den Zug beginnt. Wenn der Philosoph nur alles ordnet, alles stellt, so löst der Dichter alle Bande auf. Seine Worte sind nicht allgemeine Zeichen — Töne sind es — Zauberworte, die schöne Gruppen um sich her bewegen. Wie Kleider der Heiligen noch wunderbare Kräfte erhalten, so ist manches Wort durch irgendein herrliches Andenken geheiligt und fast allein schon ein Gedicht geworden. Dem Dichter ist die Sprache nie zu arm, aber immer zu allgemein. Er bedarf oft wiederkehrender, durch den Gebrauch absgespielter Worte. Seine Welt ist einfach wie sein Instrument — aber eben so unerschöpflich an Melodien.
Es gibt eine symptomatische und eine genetische Nachahmung. Die letzte ist allein lebendig. Sie setzt die innigste Vereinigung der Einbildungskraft und des Verstandes voraus. / Dieses Vermögen, eine fremde Individualität wahrhaft in sich zu erwecken — nicht bloß durch eine oberflächliche Nachahmung zu täuschen — ist noch gänzlich unbekannt und beruht auf einer höchst wunderbaren Penetration und geistigen Mimik. Der Künstler macht zu allem, was er sieht und was er sein will.
Die Poesie schaltet und waltet mit Schmerz und Kitzel, mit Lust und Unlust, Irrtum und Wahrheit, Gesundheit und Krankheit. Sie mischt alles zu ihrem großen Zwecke — der Erhebung des Menschen über sich selbst.
Der echte Dichter ist allwissend; er ist eine wirkliche Welt im kleinen.
Der erste Mensch ist der erste Geisterseher. Ihm erscheint alles als Geist. Was sind Kinder anders als erste Menschen? Der frische Blick des Kindes ist überschwenglicher als die Ahnung des entschiedensten Sehers.
Wer keine Gedichte machen kann, wird sie auch nur negativ beurteilen. Zur echten Kritik gehört die Fähigkeit, das zu kritisierende Produkt selbst hervorzubringen. Der Geschmack allein beurteilt nur negativ.
Alle geistige Berührung gleicht der Berührung eines Zauberstabes. Alles kann zum Zauberwerkzeug werden. Wem aber die Wirkungen einer solchen Berührung so fabelhaft, wem die Wirkungen eines Zauberspruchs so wunderbar vorkommen, der erinnere sich doch nur an die erste Berührung der Hand seiner Geliebten, an ihren ersten bedeutenden Blick, wo der Zauberstab der abgebrochene Lichtstrahl ist, an den ersten Kuß, an das erste Wort der Liebe, — und frage sich, ob der Bann und Zauber dieser Momente nicht auch fabelhaft und wundersam, unauflöslich und ewig ist?
Das lyrische Gedicht ist für Heroen, es macht Heroen. Das epische Gedicht für Menschen. Der Heros ist lyrisch, der Mensch episch, der Genius dramatisch. Der Mann lyrisch, die Frau episch, die Ehe dramatisch.
Die Welt ist Resultat eines unendlichen Einverständnisses, und unsere eigene innere Pluralität ist der Grund der Weltanschauung.
Man kann immer zugeben daß der Mensch einen vorwaltenden Hang zm Bösen hat — desto besser ist er von Natur, denn nur das Ungleichartige zieht sich an.
Uit: Vermischte Fragmente.
Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg — als dichter bekend onder de naam Novalis — werd op 2 mei 1772 geboren; hij overleed op 25 maart 1801.
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Zie tevens onze bijdrage op deze website, gedateerd 1 november 2008, waarin overigens nog weer wordt doorverwezen naar andere teksten op zustersites dan wel redactioneel aan deze website verbonden elektronische publicaties.
Voorts verwijzen we naar één van de Geistliche Lieder van deze auteur, welke heden is opgenomen op onze zustersite Tempel der Dichtkunst.
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Afbeelding: Signatuur van Friedrich von Hardenberg. Overgenomen uit Heinrich Kurz: Geschichte der deutschen Literatur; Dritter Band, Zweite Auflage, Verlag B.G. Teubner, Leipzig 1859.
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